Die Auswirkungen von Bindungsstörungen und Vernachlässigung auf die psychische Gesundheit
In der heutigen Welt sehen wir oft, wie die Erwartungen von Familien an ihre Kinder zu einem enormen Druck führen können. Ein Beispiel dafür ist die Lebensgeschichte eines Mannes, der vor fünf Jahren aus dem asiatischen Raum nach Deutschland kam, um hier zu studieren. Getragen und finanziert von seiner Familie, lebt er mit dem ständigen Gefühl, die hohen Erwartungen seiner Angehörigen erfüllen zu müssen. Besonders seine dominante Mutter hat ihn gelehrt, dass seine eigene Zufriedenheit und seine Bedürfnisse wenig zählen, solange er ihr und der Familie gefällt.
Diese frühen Erfahrungen von emotionaler Vernachlässigung und einer unzureichenden Bindung können tiefgreifende Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und die psychische Gesundheit haben. Der Klient in unserer Geschichte kämpft heute mit intensiven Schuldgefühlen und dem Glauben, nicht gut genug zu sein. Diese Gefühle sind nicht neu; sie begleiten ihn seit seiner Kindheit und manifestieren sich in seinem Alltag als ständige innere Unruhe und Druck.
Aktuell spürt er eine Zuspitzung seiner Symptome: Schlafstörungen, die dazu führen, dass er erst gegen 3 Uhr nachts einschlafen kann und bis zum Nachmittag schläft, wenn er keine Vorlesungen hat. Ständige Grübeleien sind an der Tagesordnung, was zu häufigen Kopfschmerzen führt. Seine Antriebslosigkeit und die Unfähigkeit, Freude zu empfinden, lassen ihn in einer lähmenden emotionalen Leere zurück.
Der Klient klagt über Konzentrationsstörungen, die ihm das Studium, das kurz vor dem Abschluss steht, erschweren. Die Angst vor dem Versagen ist überwältigend, und die Vorstellung einer Rückkehr in seine Heimat, ohne das Studium erfolgreich abgeschlossen zu haben, quält ihn. Soziale Kontakte existieren kaum, und Beziehungen sind für ihn ein unerreichbares Ziel.
Diese Symptome deuten auf eine depressive Episode hin, die sich aus einer tief verwurzelten Bindungsstörung und emotionalen Vernachlässigung entwickelt hat. Menschen, die in ihrer Kindheit nicht die notwendige emotionale Unterstützung erhalten haben, sind oft anfällig für psychische Erkrankungen.
Vorschlag für eine Psychotherapie:
Eine psychotherapeutische Intervention ist in solchen Fällen unerlässlich. Eine Kombination aus Ressourcen-State-Therapie (Emerson) und Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) könnte besonders hilfreich sein.
In der Ressourcen-State-Therapie würde der Klient lernen, seine inneren Ressourcen zu aktivieren und positive emotionale Zustände zu fördern. Er könnte Techniken erlernen, um sich in ressourcenreiche Zustände zu versetzen, die ihm helfen, mit seinen Schuldgefühlen und Ängsten besser umzugehen. Das Ziel wäre, die bereits vorhandenen Stärken und positiven Erfahrungen zu integrieren, um seine Resilienz zu stärken.
Darüber hinaus würde die Akzeptanz- und Commitment-Therapie dem Klienten helfen, unangenehme Gedanken und Gefühle zu akzeptieren, anstatt gegen sie anzukämpfen. Dies würde ihm ermöglichen, seine Werte zu klären und Schritte zu unternehmen, die mit diesen Werten in Einklang stehen, um ein erfüllteres Leben zu führen.
Durch die Kombination dieser beiden Ansätze könnte der Klient lernen, seine emotionalen Herausforderungen zu bewältigen und gleichzeitig ein authentisches Leben zu führen, das seinen eigenen Bedürfnissen und Wünschen gerecht wird. Es ist wichtig, auf solche Geschichten aufmerksam zu machen, um das Bewusstsein für die langfristigen Auswirkungen von Bindungsstörungen und Vernachlässigung zu schärfen. Jeder Mensch hat das Recht auf emotionale Unterstützung und ein erfülltes Leben. Überlebensstrategien lassen den Mensch als Kind in der Vernachlässigung überleben, diese jedoch prägen bis in die Gegenwart hinein, egal wie alt der Mensch ist.
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Christoph Röthlein
Heilpraktiker für Psychotherapie
Goethestraße 3, 64807 Dieburg
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