Termine für Psychotherapie – Lösungen

Zusammen mit Heilpraktikern das Termin-Problem lösen – ein Plädoyer für eine patientenorientierte Zusammenarbeit zwischen kassenzugelassenen und heilpraktischen Psychotherapeuten

Lange Wartezeiten auf Psychotherapie-Termine: Eine wachsende Krise, die Lösungen erfordert

Motiviert durch die vielen Anfragen bei einem Therapieplatz bei mir und der für viele nicht leistbaren Selbstzahler-Leistung, schreibe ich hier als Heilpraktiker für Psychotherapie einen Beitrag. Er ist nicht problemfokussiert, sondern, wie meine Therapie auch, lösungsfokussiert. Meinem Beitrag liegt keine Recherche der versicherungsrechtlichen und formalen Themen zugrunde. Es ist der Bedarf und das Leiden, das mich motiviert!

Viele Menschen in Deutschland suchen dringend psychotherapeutische Hilfe, doch finden sie keinen zeitnahen Termin bei einem Krankenkassen-zugelassenen Therapeuten. Laut Studien müssen Patienten teilweise 6 Monate oder länger auf ihren ersten Therapieplatz warten.
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Die Gründe dafür sind vielschichtig.
  • Die Anzahl der niedergelassenen Psychotherapeuten reicht bei weitem nicht aus, um die steigende Nachfrage zu bedienen. Insbesondere in ländlichen Regionen gibt es einen eklatanten Mangel.
  • Das Vergütungssystem der Gesetzlichen Krankenversicherung erschwert es Therapeuten, ausreichend Kapazitäten vorzuhalten. Die Honorare decken den tatsächlichen Behandlungsaufwand oft nicht ab.
  • Bürokratische Hürden bei der Zulassung neuer Therapeuten verzögern den Ausbau der Versorgungskapazitäten.

Oft werden pauschale und ungeprüfte Argumente gegen die Heilpraktiker für Psychotherapie angeführt und so Lösungen gar nicht erst ermöglicht. Auch die Berufsverbände der Heilpraktiker für Psychotherapie haben Schwierigkeiten, sich mit ihren Anliegen Gehör zu verschaffen. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass es sowohl unter den krankenkassenzugelassenen Therapeuten als auch bei den Heilpraktikern für Psychotherapie gute wie schlechte Anbieter gibt. Qualitätskriterien und eine Sorgfaltspflicht sollten daher für alle Therapeuten gelten und für Hilfesuchende transparent gemacht werden, damit sie eine fundierte Entscheidung treffen können.

Diese Versorgungslücke also führt dazu, dass viele Menschen auf eine dringend benötigte Therapie verzichten müssen oder diese selbst finanzieren müssen – was sich für viele Hilfesuchende in finanziellen Notlagen als unmöglich erweist. Unbehandelte psychische Krisen können sich dann zu schweren psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Suchterkrankungen auswachsen, die wiederum mit hohen persönlichen, sozialen und volkswirtschaftlichen Kosten verbunden sind.
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Mögliche Lösungsansätze
  1. Heilpraktiker für Psychotherapie stärker in die Regelversorgung einbinden. Sie können oft schnellere Termine anbieten und so die Wartezeiten reduzieren.
  2. Eine Kooperation zwischen krankenkassenzugelassenen Therapeuten und Heilpraktikern für Psychotherapie könnte eine Win-Win-Situation schaffen. Patienten erhalten schnellere Hilfe, während die Therapeuten ihre Auslastung erhöhen können.
  3. Die Einführung von Überbrückungstherapien bei Heilpraktikern für Psychotherapie, bis ein Platz in der Regelversorgung frei wird, wäre eine weitere Möglichkeit, um die Zeit bis zum Therapiebeginn zu überbrücken.

Allerdings stehen einflussreiche Interessengruppen solchen Lösungsansätzen im Wege, da sie ihre Marktanteile gefährdet sehen oder durch ein Standesdenken mögliche Lösungen verhindern.

Es ist an der Zeit, neue Wege zu gehen und die Versorgung bedarfsgerecht und zeitnah zu gestalten. Nur so können wir Menschen in psychischen Krisen die dringend benötigte Unterstützung zukommen lassen.

Denn um diese Menschen geht es doch, oder?

Natürlich ist es notwendig, dass sich die Strukturen entlang dem Bedarf weiterentwickeln. Hier ist es sicher nötig, dass man das Ziel – die „Volksgesundheit“ – wieder in den Blick nimmt. Eine sinnvolle Zusammenarbeit zwischen Psychotherapeuten, Ärzten und Heilpraktikern für Psychotherapie könnte – nach Strukturanpassung, dem Lösungswillen und Ausschöpfen der formalen Möglichkeiten – wie folgt aussehen:
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Patienten-Zuweisung und Überleitung
  • Ärzte und Psychotherapeuten könnten Patienten, die eine zeitnahe Erstbehandlung benötigen, an geeignete Heilpraktiker für Psychotherapie überweisen.
  • Heilpraktiker für Psychotherapie übernehmen dann zunächst die Erstversorgung und Krisenintervention, um Wartezeiten auf einen Therapieplatz in der Regelversorgung zu überbrücken.
  • Heilpraktiker arbeiten dabei eng mit den überweisenden Ärzten und Psychotherapeuten zusammen und informieren regelmäßig über den Behandlungsverlauf.
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Qualitätssicherung und Fortbildung
  • Es wird ein gemeinsames Qualitätsmanagement-System entwickelt, das für alle Therapeuten – unabhängig von ihrer Zulassung – gilt.
  • Regelmäßige Fallbesprechungen und Intervision zwischen den Berufsgruppen dienen dem fachlichen Austausch und der Weiterentwicklung.
  • Gemeinsame Fortbildungen stellen sicher, dass alle Therapeuten auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft und Praxis bleiben.
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Abrechnung und Finanzierung
  • Die Krankenkassen erkennen Leistungen von Heilpraktikern für Psychotherapie als Überbrückungsbehandlung bis zum Beginn einer Regelversorgung an und erstatten diese.
  • Durch die Einbindung der Heilpraktiker können Kapazitäten in der Regelversorgung effizient genutzt und Wartezeiten verkürzt werden.
  • Die Vergütung der Heilpraktiker-Leistungen orientiert sich an den Sätzen der Gebührenordnung für Psychotherapeuten.

Eine solche Kooperation würde die Versorgung psychisch Kranker deutlich verbessern, indem Patienten schneller Zugang zu Hilfe erhalten. Gleichzeitig profitieren alle Beteiligten:

  • Patienten erhalten zeitnahe, qualitativ hochwertige Unterstützung.
  • Ärzte und Psychotherapeuten können ihre Kapazitäten effizienter nutzen.
  • Heilpraktiker für Psychotherapie können ihre Kompetenzen einbringen und ihre Stellung in der Versorgungslandschaft stärken.
  • Die Krankenkassen reduzieren langfristig Folgekosten durch unbehandelte psychische Erkrankungen.

Eine solche Kooperation kann ein wichtiger Schritt sein, um die Versorgungslücke im Bereich der Psychotherapie zu schließen und Patienten flächendeckend und bedarfsgerecht zu unterstützen.

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Christoph Röthlein
Praxis für Psychotherapie und Coaching
Goethestraße 3, 64807 Dieburg

www.psychotherapie-roethlein.de

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Interessanter Artikel vom deutschen Dachverband für Psychotherapie zu diesem Themenkomplex (hier direkt verlinkt)

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