Ursachen psychischer Erkrankungen

Ursachen psychiatrische Erkrankung

Ein Blick auf den klassischen und den psychotherapeutischen Ansatz

Psychische Erkrankungen sind ein weit verbreitetes Problem, das Menschen jeden Alters und jeder sozialen Schicht betrifft. Sie können das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen und haben auch Auswirkungen auf ihre Familien und die Gesellschaft als Ganzes. Die Frage nach den Ursachen psychischer Erkrankungen ist komplex und hat im Laufe der Jahre zu verschiedenen Ansätzen geführt. In diesem Artikel werfe ich einen Blick auf den klassischen Ansatz, der biologische und genetische Faktoren betont, sowie auf den psychotherapeutischen Ansatz, der die Bedeutung von Umweltfaktoren und persönlichen Erfahrungen hervorhebt.

Die Auswirkungen der psychischen Erkrankungen sind vor allem für den einzelnen besonders schwer zu ertragen. Oft ist auch damit verbunden, dass man sich selbst als sozial isoliert wahrnimmt. Auch dass man sich alleine fühlt.
In diesem Zusammenhang ist es besonders bemerkenswert, dass in Deutschland über 30 % der Erwachsenen psychisch krank sind. (Ärztezeitung, 2024)
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Der klassische Ansatz:

Der klassische Ansatz zur Erklärung psychischer Erkrankungen liegt in der Betonung biologischer und genetischer Faktoren. Nach diesem Modell spielen chemische Ungleichgewichte im Gehirn eine entscheidende Rolle. Ein häufig zitiertes Beispiel ist die Rolle von Serotonin, einem Neurotransmitter, der an der Regulation der Stimmung beteiligt ist. Eine Dysfunktion im serotonergen System wird oft mit Depressionen in Verbindung gebracht.

Darüber hinaus legt der klassische eher körperorientierter Ansatz nahe, dass genetische Veranlagung eine Rolle bei der Entwicklung psychischer Erkrankungen spielt. Studien haben gezeigt, dass bestimmte psychische Erkrankungen in Familien gehäuft auftreten, was auf genetische Komponenten hinweist. Beispielsweise haben Personen mit einem Elternteil, der an Schizophrenie leidet, ein höheres Risiko, selbst an dieser Erkrankung zu erkranken.
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Der eher psychotherapeutische Ansatz:

Der eher psychotherapeutische Ansatz erweitert das Verständnis psychischer Erkrankungen, indem er Umweltfaktoren und persönliche Erfahrungen in den Vordergrund stellt. Dieser Ansatz betont, dass traumatische Erlebnisse, schwierige Beziehungen, chronischer Stress und andere Umweltfaktoren das Risiko für psychische Erkrankungen erhöhen können. Ein zentraler Aspekt des psychotherapeutischen Ansatzes ist die Betonung der psychologischen und emotionalen Verarbeitung von Erfahrungen. Unbewusste Konflikte, negative Denkmuster und ungünstige Bewältigungsstrategien können zur Entwicklung psychischer Erkrankungen beitragen. Psychotherapeutische Ansätze wie die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und die psychodynamische Therapie konzentrieren sich darauf, diese Faktoren zu erkennen und zu bearbeiten, um Veränderungen im Denken, Fühlen und Verhalten herbeizuführen.
Ein weiterer Ansatz, um die Disposition für psychische Erkrankungen zu erklären ist das das Stress-Verletzlichkeit-Modell. Dies ist ein psychotherapeutischer Ansatz, der sich mit der Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Erkrankungen befasst. Es legt den Schwerpunkt auf die Wechselwirkung zwischen individuellen Stressfaktoren und der Vulnerabilität, also der Verletzlichkeit einer Person für psychische Belastungen. Gemäß diesem Modell können psychische Erkrankungen durch eine Kombination von zwei Faktoren entstehen: Stressoren und individuelle Vulnerabilitätsfaktoren. Stressoren sind externe Ereignisse oder Umstände, die als belastend wahrgenommen werden, wie beispielsweise traumatische Erlebnisse, Verluste, schwierige Beziehungen oder beruflicher Druck. Vulnerabilitätsfaktoren hingegen beziehen sich auf die persönliche Anfälligkeit einer Person für die Auswirkungen dieser Stressoren.
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Integration der Ansätze:

Es ist wichtig zu betonen, dass der klassische und der psychotherapeutische Ansatz sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern ergänzen. Tatsächlich wird heutzutage eine integrative Herangehensweise bevorzugt, die biologische, genetische, Umwelt- und psychologische Faktoren berücksichtigt.

Es wird anerkannt, dass biologische und genetische Faktoren die Anfälligkeit für psychische Erkrankungen beeinflussen können, während Umweltfaktoren und persönliche Erfahrungen den Ausbruch und den Verlauf dieser Erkrankungen beeinflussen können. Die Integration beider Ansätze ermöglicht es den Fachleuten, eine umfassende und individualisierte Behandlung zu entwickeln, die die spezifischen Bedürfnisse und Ursachen jeder Person berücksichtigt.
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Neben den klassischen und psychotherapeutischen Ansätzen gibt es auch alternative therapeutische Behandlungsansätze.

Hier sind einige Beispiele:

  1. Die Hypnosystemische Therapie nach Gunther Schmidt kombiniert Elemente aus Hypnotherapie, systemischer Therapie und Neurolinguistischem Programmieren. Sie fördert Veränderungen auf unbewusster und systemischer Ebene. Mithilfe von Trance und Metaphern werden Ressourcen aktiviert und neue Perspektiven geschaffen. Der Fokus liegt auf Selbstorganisation, Autonomie und der Nutzung vorhandener Fähigkeiten zur Bewältigung von Herausforderungen. Die Hypnosystemik betont auch die absolute Wertschätzung des Klienten für seine bisherigen Bemühungen, mit psychischen Problemen umzugehen. Ressourcen und Strategien des Klienten werden anerkannt, um eine vertrauensvolle Beziehung zu schaffen und die Motivation zur Veränderung zu stärken.
  2. Die Systemische Therapie ist ein psychotherapeutischer Ansatz, der den Fokus auf die Beziehungen und Interaktionen in sozialen Systemen legt. Sie betrachtet psychische Probleme nicht isoliert, sondern im Kontext der familiären, sozialen und kulturellen Umgebung einer Person. Ziel ist es, Veränderungen auf systemischer Ebene zu bewirken, um das individuelle Wohlbefinden zu verbessern. Dabei werden verschiedene Methoden wie zirkuläres Fragen, Genogramme und Aufstellungsarbeit verwendet, um die Dynamiken und Muster in den Beziehungen zu verstehen und positive Veränderungen zu fördern. Die Systemische Therapie ist ressourcenorientiert und stärkt die Autonomie und Selbstverantwortung der Klienten. Sie geht davon aus, dass Veränderungen in einem System Auswirkungen auf das gesamte System haben können. Durch die Einbeziehung aller beteiligten Personen wird eine ganzheitliche Betrachtung und Lösungsfindung ermöglicht.
  3. Die ACT (Akzeptanz- und Commitment-Therapie) ist ein psychotherapeutischer Ansatz, der darauf abzielt, psychisches Leiden zu reduzieren und ein erfülltes Leben zu fördern. Sie basiert auf der Idee, dass der Versuch, unangenehme Gedanken und Gefühle zu vermeiden oder zu kontrollieren, oft zu mehr Leid führt. Stattdessen betont ACT die Akzeptanz dieser inneren Erfahrungen und die Fokussierung auf persönliche Werte und Ziele. Durch Achtsamkeitstechniken und definierte Handlungspläne wird der Klient ermutigt, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und wertbasierte Entscheidungen zu treffen. ACT hilft dabei, innere Barrieren zu überwinden, eine flexible Sichtweise zu entwickeln und sich aktiv für ein sinnvolles Leben zu engagieren.
  4. Mindfulness und Meditation: Achtsamkeitsbasierte Ansätze wie Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) und Mindfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT) haben sich als wirksam bei der Reduzierung von Stress, Angstzuständen und Depressionen erwiesen. Diese Ansätze konzentrieren sich darauf, den gegenwärtigen Moment bewusst wahrzunehmen und eine nicht-wertende Haltung einzunehmen.
  5. Yoga und Körperarbeit: Yoga kombiniert körperliche Übungen, Atemtechniken und Meditation. Es hat sich gezeigt, dass Yoga zur Stressreduktion beitragen und die Stimmung verbessern kann. Ebenso können andere Formen der Körperarbeit wie Tai Chi, Qi Gong oder Feldenkrais positive Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden haben.
  6. Ernährungsumstellung: Es gibt zunehmende Hinweise darauf, dass eine gesunde Ernährung einen Einfluss auf die psychische Gesundheit haben kann. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Zufuhr von Nährstoffen wie Omega-3-Fettsäuren, B-Vitaminen und Antioxidantien kann dazu beitragen, die Symptome von Depressionen und Angstzuständen zu verringern.
  7. Natur- und Tiertherapie: Der Kontakt mit der Natur und Tieren kann beruhigend und stressreduzierend wirken. Naturtherapie umfasst Aktivitäten wie Waldbaden, Gartenarbeit oder Wandern in der Natur. Tiergestützte Therapie beinhaltet den Einsatz von Tieren, wie zum Beispiel Hunden oder Pferden, um das emotionale Wohlbefinden zu fördern.
  8. Kunst- und Musiktherapie: Die kreative Selbstexpression kann eine heilende Wirkung haben. Kunst- und Musiktherapie ermöglichen es den Menschen, ihre Gefühle auszudrücken und zu verarbeiten, indem sie sich auf künstlerische oder musikalische Aktivitäten konzentrieren.
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Fazit:

Die Ursachen psychischer Erkrankungen sind komplex und multifaktoriell. Der klassische Ansatz betont biologische und genetische Faktoren, während der neuartige psychotherapeutische Ansatz Umweltfaktoren und persönliche Erfahrungen in den Vordergrund stellt. Eine integrative Herangehensweise, die beide Ansätze berücksichtigt, ermöglicht eine umfassendere Sichtweise auf psychische Erkrankungen und bietet die Grundlage für eine wirksame Behandlung. Es ist wichtig, dass Fachleute aus verschiedenen Disziplinen zusammenarbeiten, um die Forschung auf diesem Gebiet voranzutreiben und Menschen mit psychischen Erkrankungen eine ganzheitliche Betreuung zu bieten. Es ist ebenso wichtig zu beachten, dass nicht alle alternativen therapeutischen Ansätze für jeden Menschen geeignet oder wirksam sind.

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